
Aus der beliebten Lotusfamilie stammend
Der in Tibet genannte Chenrezig ist der wohl am häufigsten repräsentierte und dargestellte Buddha(aspekt); man kennt ihn andernorts in Asien auch unter dem Namen Avalokiteshvara und ist einer der bekanntesten und weit verbreitetsten Buddha-Figuren überhaupt.
Man kann seine Qualitäten des liebevollen Mitgefühls, der Liebe und des Schutzes wohl am ehesten mit der christlichen Tugend der Nächstenliebe vergleichen.
Befreiung aus dem Teufelskreis

Die tibetische Aussprache Om Mani Peme Hum ist etwas fließender und harmonischer.
- OM befreit vom Leid des Götterbereichs, also von Stolz, Ego, Hochmut, Überheblichkeit, Eitelkeit.
- MA befreit vom Leid des Bereichs der Asura, der Halbgötter, also von Eifersucht, Neid, Streit, Kampf, Krieg.
- NI befreit vom Leid des menschlichen Lebensbereiches mit der vorherrschenden Emotion Begierde.
- PAD befreit vom Leid des Tierbereichs, also von Unwissenheit, Dumpfheit, Stumpfheit, Verblendung, Blindheit, Unverständnis, Schutzlosigkeit und Sklaverei.
- ME befreit vom Leid des Bereichs der Preta, den Hungergeistern, also von Gier, Habgier, Hunger, Durst und Süchten.
- HUM befreit vom Leid des Höllenbereichs, also von Hass, Aggression, Leid, Qual, Verzweiflung und Schmerz.

Bedeutung des Mantras
Om Mani Padme Hum stammt aus dem Sanskrit.
Om symbolisiert das Universum und die Verbindung zum Göttlichen. Mit dem Om nimmt man quasi den Hörer des Telefons zur Hand um folgende höhere Kraft anzurufen:
Mani ist das Juwel und repräsentiert den kostbaren Edelstein der Weisheit und des Mitgefühls inmitten des Herzens eines jeden fühlenden Wesens. Es ist unser aller Kern, der ohne Klarheit und durch karmische Schleier mehr oder weniger vernebelt ist. Durch das Mantra kann dies geklärt werden. Mani könnte man auch im weiteren Sinne als den Stein der Weisen bezeichnen: es ist das wunscherfüllende Juwel.
Padma ist der Lotus, was das Aufblühen des Herzens bedeutet, ein Symbol für spirituelles Wachstum und Weite. Der Lotus steht auch für Reinheit trotz aller widrigen Umstände, da er aus dem Schlamm erwächst.
Hum bringt bzw. bekräftigt die unerschütterliche Vollendung. Es könnte auch als ein bestärkendes Heil! gesehen werden.
Eine weitere, der vielfältigen Bedeutungen, die darin enthalten ist, ist die Kombination von Mani und Padma, also von Juwel und Lotus. Diese können auch als das männliche und das weibliche Geschlecht gesehen werden, durchaus auch in einem sexuellen Kontext. Schließlich entsteht das Leben daraus und es ist das beste Gefühl im menschlichen Dasein. Man stelle sich nun vor, dass man sich durch die Anrufung des Mantras ständig in diesem Zustand der Glückseligkeit befindet. Das heißt ohne Mangel und ohne Makel, ohne Gier, ohne Hass usw. Und das ist ziemlich heilsam und das wünscht man somit auch allen anderen Wesen in allen Universen.
Praxis
Hier folgt nun eine einfache und effektive Praxisübung, die keiner besonderen Einweihung bedarf und ich hier gerne vorstellen möchte. Die abgebildete Figur oben ist Chenrezig oder auch Avalokiteshvara genannt, der Bodhisattva – also ein Weisheitswesen – des universellen Mitempfindens und der Liebe. Im Gegensatz zu einer weltlichen Gottheit, die als externe Macht angesehen wird, sind die buddhistischen Figuren Energie-Aspekte des eigenen Bewusstseins, die man durch deren Anrufung (eigentlich Hervorbringung) und Praxis in sich und der Welt fördern und kultivieren möchte.
Die Silben des Mantras von Chenrezig haben die Kraft und Wirkung die sechs Daseinsbereiche zu durchdringen, die Wesen zu befreien, Leid zu lindern und zu heilen.
Sammle zumindest 700.000 Wiederholungen dieses Mantras an um eine gute Verbindung zu Chenrezig zu erhalten und die Qualität des unermesslichen Mitempfindens und des Schutzes in Dir zu stärken.
Denke dabei, dass dein Körper der des Chenrezig ist, von weißem Licht erfüllt. Von der mitte deines Herzens strömen unendlich viele Lichtstrahlen aus und vertreiben das Leiden aller Wesen. Beim Beenden einer Meditationssitzung, kommt die Widmung.
Viel Spaß beim ausprobieren!
Anwendungsmöglichkeiten und Widmung
Man kann das Mantra mit oder ohne Visualisation praktizieren auch beispielsweise während man in der U-Bahn sitzt, während man einkaufen geht, während man im Restaurant sitzt, während man Kaffee trinkt oder im Park spielt, im Bett liegt oder während man mit jemandem spricht usw.
Außerdem kann man auch das, was man sieht, hört, riecht, schmeckt, bzw. konsumiert auch noch zusätzlich widmen und zwar allen Buddhas und allen Wesen.
Widmung: Man widme bei alltäglichen Tätigkeiten sein Glück, das man wahrnimmt, allen Buddhas und überhaupt allen Wesen, auf dass man es nicht nur für sich selbst behält, sondern es somit verbreitet und vermehrt zum Wohle aller Wesen im gesamten Raum.
Totengeleit: Diese Mantra-Praxis eignet sich auch ausgezeichnet für Verstorbene. Man rezitiert das Mantra und konzentriert sich auf die Erlösung des betreffenden Wesens. Man kann sich vorstellen wie helle Lichtstrahlen auf die Wesen treffen und diese erfreut und befreit werden. Meistens geht es ins Licht bzw. nach oben!
Weitere Beispiele zur Ausweitung und Vermehrung des Verdienstes:
- Wenn du etwas Gutes isst, widme.
- Wenn du im Supermarkt einkaufen gehst, widme all die schönen Produkte, die du siehst und den Überfluss.
- Wenn du einer Hochzeit oder einer anderen Feierlichkeit beiwohnst und Glück anderer wahrnimmst, widme dies.
- Wenn deine Sinnesorgane Glückseligkeit wahrnehmen, widme.
- Wenn du bewusst bist beim Waschen deines Körpers oder Zeit hast es dir gerade richtig gut gehen zu lassen, widme.
- Wenn du Tiere fütterst, bete, dass sich diese Freude und Sättigung auf alle fühlenden Wesen übertragen möge und widme.
- Wenn du gerade am Klo sitzt, bete, dass diverse Wesen (z.B. Hungergeister) sich köstlich über deine Ausscheidungen erfreuen und amüsieren, und widme.
- Wenn du jemanden liebst, bete dass es diesem Wesen stets gut gehen möge und widme.
- Wenn du mit jemandem nicht d’accord bist oder jemanden sogar hasst, bete, dass es diesem Wesen stets gut gehen möge und widme.
- Wenn du Schmerzen hast und leidest, widme, dass alle Wesen mit dir erlöst sein mögen von diesem Leid.
Durch das Widmen wird Verdienst nicht nur bei einem selbst behalten, sondern wird wie ein Tropfen (der alleine rasch verdunsten würde) zurück ins Meer gegeben.
HINWEIS ZUM BUDDHISMUS:
Was hier auf dieser Seite erklärt wird, ist zwar nicht der Kern des Buddhismus, aber eine sehr wichtige Praxis davon. Das hier ist eigentlich Teil vieler Religionen, nämlich das Kultivieren von Liebe und Mitgefühl. Es ist eine von vielen Methoden. Was den Buddhismus jedoch unterscheidet von anderen Religionen ist
1.) es werden alle Lebewesen inkludiert in diesem Mitgefühl, nicht nur Menschen (siehe oben, die sechs Daseinsbereiche); und
2.) die Erkenntnis von der Leerheit der Phänomene und Erscheinungen; das bedeutet die Dinge sind leer von inhärenter Eigenexistenz; nichts besteht aus sich selbst heraus sondern alle Phänomene erscheinen aufgrund von Ursachen und Bedingungen und vorallem in Beziehungen zueinander.
So schwer und nicht festzunageln könne man trotzdem ein kleines praktisches Beispiel nennen, dass Dinge eben keine Eigenexistenz besitzen sondern eben nur in Bezug zueinander bestehen: Würde man jemandem auf der Straße ein Glas Wasser oder einen Kilo Gold anbieten, würde die Person das Gold wählen. Würde man dieses Angebot einem Verdurstenden in der Wüste machen, würde diese Person ziemlich bestimmt das Glas Wasser annehmen.
Das heißt, es geht um Bedingungen, welche so genannte Wesenskerne und Wertigkeiten definieren und erscheinen lassen.
Auch wenn also die Leerheit den Buddhismus ausmacht, ist Liebe und die Kraft des Chenrezig der unübertroffene Trumpf.
Wertvolle Praxistexte:
Hier folgen noch zwei weitere wervolle Praxistexte bzw. Gebete, die von meinem spirituellen Freund Ngak’chang Rangdrol Dorje (1964-2021) übersetzt und zusammengestellt wurden, ins Peja-Format. Es ist das traditionelle tibetische Papierformat. Wenn Sie dies ausdrucken wollen, dann in den Druckeinstellungen „an der langen Kante spiegeln“ angeben und los geht’s! Falls Sie Fragen zu dem Text haben, einfach nachfragen, per Mail oder Telefon. Viel Spaß und Erfolg damit! Möge Ihre Praxiserfahrung und positives Karma anwachsen!
Meditationspraxis aus dem Vajrayana Buddhismus: Eine Mantra- und Visualisations-Praxis.
Meditation (tibetisch: Gom) bezeichnet eine Tätigkeit des Kultivierens und des Gewöhnens.
Möge alles glückverheißend sein!